Toujours pétanque

La pétanque exige plus de précision que les courses, les cartes, la Bourse ou le mariage.
(Joueur de pétanque anonyme)

So ganz genau kann ich mich nicht erinnern, wann ich das erste Mal mit “Boule” in Kontakt gekommen bin, ich glaube, es war 1976 während einer der ersten Frankreich-Fahrten. Wir hatten auf gut Glück auf der Landkarte einen Campingplatz an einem vielversprechenden Strand nahe Sète ausgesucht und gebucht: Sérignan Plage. Ein Glücksgriff für viele weitere Jahre.

Bei einem unserer Ausflüge – neben Andorra standen u. a. Albi, Carcassonne, der Pont du Gard, der Mont Ventoux und manch anderes auf dem Programm – in einem Dorf irgendwo auf dem Land, kehrten wir zum Mittagessen ein. Gleich neben der Terrasse des Lokals, eingerahmt und beschattet von Platanen, hatten die örtlichen Boule-Spieler ihren Spaß. Mit “pointer – non, tirer!”, “impeccable”, “merde, un bec”, “oi, une casquette!” usw. unterhielt man sich in einer uns völlig unverständlichen Sprache. Aber das Spiel schien einen Mordsspaß zu machen. Ab und zu kam einer der Teilnehmer ins Lokal, um ein weiteres Gläschen “Rouge, mais frais, s.v.p.” zu holen, während auf der sandigen Spielfläche die Kugeln klapperten.

Mit preisgünstigen Anfänger-Kugeln im Gepäck ging es zurück nach Hause, wo ein am Abend nicht mehr frequentierter Spielplatz, genauer gesagt, eine optimal sandig-kiesige Fläche neben dem Sandkasten, zudem günstiger Weise gegenüber einer Wirtschaft gelegen, unser Boulodrom wurde. Der kühle Rote aus Okzitanien wurde durch bairisches Weißbier ersetzt und die reichlich importierten Gitanes und Gauloises schmeckten plötzlich wie im Urlaub.

45 Jahre später ist die Wirtschaft längst verschwunden. Ob es den Spielplatz noch gibt – ich weiß es nicht. Hätte er teueren Appartementhäusern weichen müssen – es würde mich nicht wundern. Und auch der eine oder andere Freund und Boule-Spieler hat inzwischen leider die Reise über den großen Fluß angetreten (RIP Martin und Luggi).

Christine und ich haben 2019 ein neues Kapitel begonnen und uns einen Traum erfüllt: Ein Leben im Ruhestand im sonnigen Süden. Witziger Weise keine Dreiviertelstunde von Sérignan Plage entfernt, steht unser Haus mit großem Garten mitten in den Weinbergen. Nach Arbeiten im Hof, im Garten, im Gemüsegarten und im/am Haus kam mir die Idee, eine dünn mit Unkraut bewachsene Fläche in ein kleines Boulodrom umzubauen. Mit 3 x 9 m etwas knapp, für ein Spielchen in der Abendsonne aber völlig ausreichend. Nach ein paar Tagen planen und skizzieren war es am 8. Juni dann so weit. Unser Nachbar Tom, mit jeder vorstellbaren Maschine ausgerüstet, fräste die vorgesehene Fläche 25 cm tief aus, worauf ich – Schubkarre für Schubkarre – das Erdreich entfernte.

 

Ein paar Tage später und nach der letzten Schaufel Erde mussten die Kanten noch so gerade wie möglich abgestochen werden, um später die geplante Randbefestigung aus dicken Holzbalken einpassen zu können. Um dem Unkraut etwas entgegen zu setzen, bekam das Gelände eine “Abdichtung” aus wasserdurchlässiger, spezieller Folie. Mit Tom, der natürlich auch einen Anhänger mit knapp 2 Tonnen Zuladung besitzt, fuhren wir zu einem Händler in der Nähe, der Kies, Steine und Sand in allen möglichen Größen und Qualitäten vorrätig hat. Entsprechende Balken waren ebenfalls schnell besorgt und somit begann für mich der zweite Teil mit Schaufel und Schubkarre.

3,9 Tonnen “Sable de Pignan”, ein Sand speziell für Pétanque-Gelände, mussten schlußendlich bewegt werden, um eine anständige Unterlage zu erreichen. Zwischendurch wurden die Holzbalken eingesetzt, miteinander verschraubt und Metallkanten als Schutz vor anprallenden Kugeln montiert. Jetzt war Geduld gefragt. Denn vor dem ersten Spiel muss so ein Gelände ein paar Tage lang gewässert und gewalzt werden bis ganz zum Schluss noch 1 bis 2 Eimer feiner Split sozusagen die i-Düpferl auf der Boule-Bahn werden.