Maroc 🇲🇦

Das ist das letzte Bild unserer Reise nach Marokko. Ich habe es frühmorgens auf der Fahrt zum Flughafen in Marrakech aufgenommen. Es ist ein Bild, das für viele steht. Bilder einer beeindruckenden Landschaft. Karg aber trotzdem bezaubernd. Wild und sanft zugleich. Ruhig und zufrieden. Stimmig.

Da kommen mir Parallelen zur Bevölkerung in den Sinn. Ich muss zugeben, ich hatte Bedenken. Ein Land mit 99,8% Muslims und Muslimas. Man kennt ja die Berichterstattung auf “X” und so weiter …  weit gefehlt! Auch die Menschen hier sind wild (optisch) und sanft (mütig) zugleich, zufrieden mit ihrem Leben, wenn es auch noch so einfach und beschwerlich ist. Und immer freundlich.

Wie bescheuert sind doch viele Deutsche (auch die Schweizer, Österreicher, etc. …)! Leben in Wohlstand, erwerben schweineteuere Doppelhaus-Hälften in angesagten Vororten. Fahren Autos für Hunderttausend Euro. Aber meckern. Sitzen schlecht gelaunt in Dreisterne-Fresstempeln und beschweren sich über Kleinigkeiten. Fallen im Ausland unangenehm auf (laut, schlau, überheblich). In unserer Unterkunft hat ein Gast (leider ein Deutscher) tatsächlich nach “bacon” zum Spiegelei gefragt.

Doch zurück zum Anfang:
Schön zu sehen, wie in Marseille die Royal Air Maroc Maschine betankt und beladen wird, die uns zuerst nach Casablanca und dann nach Marrakech bringen wird. Freundlicher Empfang in unserem bescheidenen Riad und noch freundlichere Wetterprognose …

 

Erster voller Tag in Marrakech. Obwohl wir früh dran sind, stehen schon mehr als 100 Leute an der Kasse des Bahia-Palastes. Drinnen ist es rappelvoll, aber wenn man den Selfie-Afiçionadas aus Spanien und Italien aus dem Weg geht …
Zurück auf der Straße, zeigt uns ein jung gebliebener Mopedfahrer die aktuelle Helmmode. Irgendein großes Abkommen sorgt allem Anschein nach dafür, dass sämtliche Mopeds aus den 70er Jahren nach Nordafrika transportiert wurden. Auf dem Weg zum berühmten Platz Jemaa El-Fnaa besichtigen wir noch die großartige Koutoubia Moschee. Mangels muslimischem Hintergrund nur von außen. Dafür rechteckig und ohne Kuppel – gibt’s auch nicht überall. An jenem Platz werden wir abends eine sicher sehr feine Tajine mit Huhn, Zitrone und Oliven verspeisen.

 
 

Zweiter Tag in Marrakech mit Besichtigung des großartigen Jardin Majorelle und der Villa Oasis. Yves Saint Laurent, der den 1924 begonnenen Garten (heuer 100 jähriges Bestehen) 1980 zusammen mit Pierre Bergé erworben hatte, liegt hier begraben. Die Villa der beiden, vom Garten umgeben, ist leider nicht zugänglich. Vom Vorabend noch der Blick von der Dachterrasse eines Cafés auf den wuselnden Jemaa el-Fnaa Platz.

Weiterfahrt nach Douar Oumnes, am Fuß des hier knapp 4.200 m hohen Atlas-Gebirges, in eine traumhaft schöne Unterkunft. Zur Begrüßung gegrillte lamb-chops mit Gemüse aus dem Garten (Fenchel, Steckrübe, Aubergine, Bohnen, Zucchini, Kartoffeln) und ein kaltes Bier.

Zwischen Essaouira und Agadir befinden sich – grob gesagt – die Reservate der Argan-Bäume, der wertvollsten Bäume Marokkos. Das aus den Nüssen gewonnene Öl wird u. a. für hochwertige Naturkosmetik verwendet. Der Besuch einer reinen Frauen-Kooperative auf dem Weg ins Atlas-Gebirge reißt uns das erste Loch heute in den Geldbeutel.

In Imlil beginnt unsere gut 2,5 stündige bergauf-bergab Rundtour durch mehrere Berberdörfer. Erster Höhepunkt: Die Wasserfälle. Es folgen atemberaubende Blicke auf Viertausender aber auch Bestürzung beim Anblick der Schäden, die das Erdbeben 2023 hier verursacht hat. Und da ist er plötzlich: Der Toubkal. Mit 4.167 m der höchste Berg Marokkos. Unser Guide stellt uns vor die Wahl: Gipfelsturm oder Lunch und wir entscheiden uns für letzteres. Nach der Zeremonie des Aufgießens eines echten grünen Minzetees gibt es eine köstliche Tajine mit Huhn, Karotten, Kartoffeln und Erbsen, Batbout und Tomatensalat.

Glückselig nehmen wir das letzte Drittel in Angriff. Irgendwie lässt Nepal ein bisschen grüßen.

 

Es folgen Urlaubstage, ausgefüllt mit süßem Faulenzen, Virgin Mojitos vor dem Abendessen, kleineren Ausflügen in nahe gelegene Geschäfte bzw. Handarbeitsbetriebe, Pétanque-Runden im unterkunftseigenen Garten, Vor-sich-hin-gammeln vor dem Kaminfeuer und ein paar Runden im Pool.

Unsere letzte Unternehmung: eine Fahrt zu einer “Zeltstadt” in der Agafay-Steinwüste. Unser Fahrer holpert, ohne eine Miene zu verziehen, durch übelste Schlaglöcher, quält den Landcruiser über steile Schotterpisten bergauf, rauscht durch sumpfige Tümpel, dreht pausenlos wie verrückt am Lenkrad und rubbelt von den verbliebenen 1,5 mm Profil nochmals 0,2 mm runter. Aber wir erreichen wohlbehalten unser Ziel. Und erfreuen uns am einsamsten Pool Marokkos.

 

Das war’s. Merci Maroc et …