Skifahren in den Pyrenäen

Wenn man in der Nähe von Gruissan Plage am Strand spazieren geht, kann man am Horizont den majestätischen Canigou erkennen, mit 2.785 m der östlichste, markante Gipfel der Pyrenäen. 

Wieder zu Hause, verrät einem der Blick auf die Karte, dass nur wenige Kilometer weiter westlich mit Font Romeu, Pyrénées 2000 und Les Angles die ersten Skigebiete liegen und wer weitere 60 km Richtung Westen drauf packt, kann im größten zusammenhängenden Skiresort der Pyrenäen – Grandvalira in Andorra – 210 Pistenkilometer unter die Bretter nehmen. Außerdem warten, von uns aus in noch angemessener Zeit erreichbar, mit Ax-les-Thermes und Porté Puymorens zwei weitere interessante Gebiete. Während Ax-les-Thermes mit vielen blauen Abfahrten ideal für weniger fortgeschrittene Skifahrer ist, bietet Porté Puymorens nicht nur Steilhänge für Könner, sondern eröffnet auch jedes Jahr als – extrem schneesicheres – allererstes Skigebiet Frankreichs die Saison (und hat damit Val Thorens ausgestochen). Vom 20. November bis zum 27. März kann man sich hier bis auf 2.471 m bringen lassen.

 

Die meisten Gebiete zeichnet vor allem eins aus: Kein Stress! Ob ganz privat mit eigener oder gemieteter Hütte (Bild oben, bei Font Romeu), als Urlauber für mehrere Tage oder als Tagesausflug: Zwischen 12 und 14 Uhr sind die Pisten menschenleer, denn da wird gefuttert, was das Zeug hält. In vielen Restaurants gibt es Tische ohne Bedienung, wo man sich sein eigenes Sandwich mitbringen und in Ruhe verspeisen kann. Den dazu benötigten Rotwein kann man sich – Self Service! – aus einem großen Fass zapfen. An den anderen Tischen bedienen flinke, immer gut gelaunte, junge Damen und servieren mit einem herzlichen “Bon appétit!” was die Karte hergibt – von im Freien gegrilltem Entrecôte mit Pommes bis zum Blaubeerkuchen mit Espresso. 

Das Skifahren selbst macht einen unglaublichen Spaß, denn augenscheinlich sind alle Drängler, Rennsemmeln, Blöd-daher-Redner und Anderen-auf-die-Ski-Trampler in den Alpen unterwegs. Dazu kommen hervorragend gepflegte, in keinster Weise “volle” Pisten, gemütliche Sessellifte für maximal 4 Personen und ein allgemeines “Leben und leben lassen”. Von ausreichend vorhandenen, kostenlosen Parkplätzen an den Talstationen ganz zu schweigen.

Für die meisten deutschsprachigen Skiläufer ist dieses herrliche Gebiet (Gottseidank!) zu weit entfernt, höchstens ein paar Westschweizer könnte man treffen – aber da diese ja ihre eigenen, großartigen Pisten haben oder in die französischen Seealpen fahren, sind sie genau so wenig anzutreffen, wie Briten, Skandinavier, Italiener oder Japaner. Spanisch hört man allerdings häufig. Andorra nimmt als bedeutendstes Skiresort der Pyrenäen eine gewisse Sonderstellung ein, hier verbringen in teilweise sauteueren Luxushotels viele Europäer ihren Skiurlaub.

Für uns ist es genial, denn wir erreichen Les Angles in zweieinviertel Stunden auf der Route Narbonne- Perpignan – Prades, zunächst am Meer entlang, dann an blühenden Mandelbäumen vorbei und letztlich stark bergauf (immerhin geht’s von 0 auf 1.500 Meter). Keine 100 Meter vom Lift entfernt wird das Auto geparkt und kurz darauf sitzen wir im Lift, der uns “auffi bringt aufn Berg”.