Oleum olivarum

Seit mindestens 8.000 Jahren wird aus den Früchten des Ölbaums, aus Fruchtfleisch und Kern ein köstliches Öl erzeugt, das Olivenöl. 

Um gleich mal mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen:

Gelbliches Öl taugt nichts.
Falsch. Die Farbe des Öls sagt nichts über die Qualität aus. Goldgelbes Öl enthält einfach mehr Carotin, grünes mehr Chlorophyll.
Olivenöl ist gleich Olivenöl.
Nein! Ausschließlich „natives“ Olivenöl ist hochwertig.
Auch das eindrucksvollste Etikett eines „Abracadabra-Olivenöls“ hat nichts zu bedeuten. Fehlen die Zusätze „nativ“ und/oder „extra“, handelt es sich um eine Mischung aus raffiniertem Öl (das pur gar nicht an Verbraucher abgegeben werden darf) und nativem Öl, wobei das Mischungsverhältnis frei gewählt werden kann und „Olivenöle“ somit zwischen 1% und 99% minderwertiges Raffinat enthalten können.
Olivenöl raucht sofort in der Pfanne.
Dass Olivenöl nicht stark erhitzt werden darf, ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Ganz im Gegenteil ist Olivenöl – nach Kokosöl – das Öl mit der besten Hitzebeständigkeit und eignet sich hervorragend zum Braten und Frittieren. Mehr als 170° sollten aber nicht erreicht werden, da sonst die enthaltenen Antioxidantien zerstört werden.
Italienisches Olivenöl ist das beste.
Nun, es gibt sicher ganz ausgezeichnete italienische Öle, so wie es auch erstklassige griechische, portugiesische oder chilenische gibt. Im Gegensatz zu Frankreich oder Griechenland beispielsweise, existieren aber keine geschützten Herkunftsbezeichnungen. Und da Olivenöl (weltweit zusammen mit Milch und Honig) zu den meist gefälschten Lebensmitteln gehört, verwundert es nicht, wenn bei Proben öfters mal „italienische“ Öle gefunden werden, deren Herkunft nicht nachweisbar ist. Beliebt ist angeblich der Import hochwertigen griechischen Öls, um es dann mit minderwertigem italienischen zu „strecken“ und – vor allem deutschen Verbrauchern –  als „echt italienisch …….“ zu verkaufen. Überteuert, eh klar.

Und noch ein paar verblüffende Zahlen:
Französische Olivenbauern produzieren im Jahr rund 5.000 Tonnen Olivenöl, das ist ungefähr ein Fünfundzwanzigstel der portugiesischen Menge. Aber Frankreich wir nicht nur von Portugal überholt, sondern auch von Italien (ca. 280.000 t) und vielen anderen (Algerien ca. 100.000 t), (Griechenland ca. 330.000 t) …. Unangefochtener Spitzenreiter ist seit Jahren Spanien, aktuelle Zahlen nennen eine Produktion von 1.800.000 t.

Da weiß man doch gleich die Menge reifer Oliven, die man mühsam vom Baum pflückt, anders einzuschätzen. Wir hatten ein sehr gutes Olivenjahr und konnten im November knapp 60 kg Oliven ernten, etwa 10 kg pro Baum. Handgelesen, um eine einwandfreie Qualität zu erhalten, nicht mit Stöcken runter geschlagen! Die 20 Minuten entfernte Kooperative „Oulibo“ nimmt gute Ware gerne an und verarbeitet sie innerhalb weniger Wochen zu ausgezeichnetem „Huile d’olive vierge extra“. Die Verarbeitung, das Abfüllen in wohlgeformte 0,75 l Flaschen und die gesetzlich vorgeschriebene Etikettierung lässt man sich zwar gut bezahlen, aber wenn man unterm Strich für 60 kg Oliven Öl im Wert von 200 Euro bekommt und dafür 45 Euro „anteilige Verarbeitungskosten“ bezahlen muss, kann man nicht meckern.

So, liebe Freunde und Leser. Das war’s für 2021. Ein Jahr, das für die meisten von uns sicher nicht so verlaufen ist, wie wir es erwartet hätten. Aber Jammern nützt nichts, man muss das Beste draus machen. In diesem Sinn:

Herzliche Grüße aus Okzitanien und ein fröhliches, gesundes 2022er !
Avec nos amitiés de l’Occitanie et une belle glissade jusqu’en 2022 !