Zwei Mal im Jahr, im Frühsommer und im Herbst findet in Pézenas ein riesiger „Antiquitäten-/Floh-/Trödelmarkt“ statt. Pézenas, beschauliche Kleinstadt, in der Molière wiederholt Gastspiele gab, liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Narbonne und Montpellier und bietet viel fürs Auge. Reizvolle Innenhöfe wechseln sich mit gewichtigen Stadtpalästen ab, schmale Gassen locken mit kleinen Restaurants, die Altstadt ist mit Boutiquen, Galerien, Cafés und anderen Touristenmagneten reichlich gesegnet. Sehr lobenswert sind die vielen Hinweisschilder (auch in deutscher Sprache), die im ehemaligen jüdischen Viertel ausführliche Informationen zur Geschichte des Ghettos anbieten.
Wer auf der von Süden kommenden Straße (Route de Béziers) nach Pézenas kommt, um den brocante zu besuchen, biegt am besten kurz vor dem Carrefour links ab und folgt 200 m den Wegweisern Richtung Camping. Nach einer Linkskurve steigt die Straße leicht an und bietet hervorragende, teilweise sogar schattige Parkmöglichkeiten. Zurück auf der Hauptstraße Av. de Verdun, die kurz darauf dann für den Verkehr gesperrt ist, geht es zuerst einen halben Kilometer an den „professionellen“ Händlern vorbei, die ihre besten Stücke an diesem Tag auf die Straße geschleppt haben. Zu jedem sehenswerten Sammelsurium gehört noch ein Geschäft oder Innenhof, in dem es unzählige weitere Kleinode zu entdecken gibt.
Kurz bevor man das Flüsschen Peyne erreicht, knickt die Straße nach links ab und schlagartig verändert sich das Angebot – weg von Antiquitäten und schönen Fundstücken hin zum klassischen Flohmarkt-Angebot. Man trifft hier auf viele private Anbieter und muss zwischen den Kartons mit 3 €-Stücken gezielt suchen, wird dafür aber manchmal auch mit einer Trouvaille für ganz kleines Geld belohnt. Nichtsdestotrotz kann man für ein sehr schön restauriertes Garten-Gewächshaus aus Metall auch 7.000 € liegen lassen ….
Wer dank Kopfbedeckung und Sonnenschutzcreme das Ende der Aussteller unversehrt erreicht hat, kann auf dem Rückweg die Angebote auf der anderen Straßenseite inspizieren. Unsere Ausbeute beim heurigen Besuch waren u. a. eine Wandlampe, die zukünftig die Treppe zum Weinkeller erleuchten soll, verschiedene Stoffe, die Christine zu Kissen und Decken umarbeiten wird, alte, schwere Marmeladengläser, die sich gut für Windlichter eignen, eine uralte, wunderschöne Gartenschere, kleine Metall-Tabletts und ein wohlgeformtes Weinglas. Kurz bevor man wieder den Ausgangspunkt erreicht, wartet mit dem „Les Marronniers“ ein kleines Lokal, das mit schattigen Plätzen unter Kastanien Erinnerungen an gemütliche, alte Biergärten hervorruft. Genau das Richtige für müde Knochen, knurrende Mägen und ausgetrocknete Kehlen. Da akzeptiert man sogar, dass es am „Flohmarkt-Sonntag“ nur ein 30-€-Flohmarkt-Menü gibt. Allerdings sollte man rechtzeitig reserviert haben, eine Woche vorher ist es meistens schon „complet“.